Erwähnung in der Frankfurter Neuen Presse

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Gymnasium Oberursel: Die „Sanis“ von der Schulbank

04.05.2018 Von GABRIELE CALVO HENNING Sie verpflastern aufgeschürfte Knie, legen Verbände an, Kühlpacks auf und wissen, was bei einem Knochenbruch zu tun ist. Am Gymnasium Oberursel organisieren Schüler den Sanitätsdienst komplett selbst. Was es bedeutet, bei der rund 40-köpfigen Truppe mitzumachen darüber haben vier von ihnen erzählt.

Hannah Payne, Philipp Richter, Philipp Eckinger und Klaus Sturmvoll (von links) engagieren sich beim Schulsanitätsdienst.

Oberursel. Wenn der „Melder“ am Gürtel Alarm schlägt, geht es direkt in den Einsatz. Der Unterricht in Mathe oder Bio hat dann Pause – helfen ist wichtiger. Ein Blick aufs Display gibt Hannah Payne (15) eine erste Orientierung, worum es wahrscheinlich geht: „Intern 1 heißt für uns, dass es ein aufgeschlagenes Knie sein könnte, also eher etwas nicht so Dramatisches“, erklärt die Neuntklässlerin.

„Intern“ heißt, das der oder die Verletzte bereits im Erste Hilferaum ist, erklärt Philipp Richter weiter. Der 18-jährige Abiturient, leitet den Schulsanitätsdienst am Gymnasium Oberursel und ist sozusagen der Chef von rund 40 Schülern ab der achten Klasse, die sich hier freiwillig engagieren.

Alles in eigener Regie

Die Aufgabe der „Sanis“ ist die medizinische Erstversorgung an der Schule vom eingeklemmten Finger und verstauchten Knöchel über Kreislaufprobleme bis hin zum Knochenbruch. Die Einsatzzeit liegt von Montag bis Freitag zwischen 8 und 13.30 Uhr. Außerdem sind die Helfer bei Schulveranstaltungen wie den Bundesjugendspielen dabei.

Das Besondere beim Schulsanitätsdienst ist, dass er komplett von den Schülern in eigener Regie organisiert wird. Über einen von Leiter Philipp und seinen sechs Vorstandskollegen erstellten Dienstplan weiß jeder, wann welcher Dienst ansteht. Pro Tag haben vier bis fünf Schüler Bereitschaft. Die Teams bestehen aus erfahrenen und weniger erfahrenen Sanis.

Ein speziell geschulter Schulsanitäter übernimmt die Einsatzkoordination. Mangelnden Respekt verspüre man weder bei den Schülern noch den Lehrern. Im Gegenteil: Alle würden voll hinter ihnen stehen, so die Ersthelfer. Die sind nicht nur topmotiviert, sondern auch gut ausgestattet sind: Neben einem Schrank voller Pflaster, Verbände und Kompressen stehen Ersthilfe-Rucksäcke parat, damit die jungen Leute auch außerhalb des Sani-Raums ihre Patienten behandeln können. Sogar eine Ausrüstung mit Beatmungsbeutel und Blutzuckermessgerät gibt es. Die dürfen aber nur die Schul-Sanitäter benutzen, die im Umgang mit den Geräten geschult sind.

Regelmäßige Fortbildung

Auch die Ausbildung wird intern geregelt. Neueinsteiger Klaus Stummvoll (16) steckt gerade mitten drin: „Wir haben ein Mal pro Woche ein Treffen, bei dem uns die erfahrenen Schüler alles erklären. Manchmal kommen externe Dozenten und schulen uns“. Das können Kräfte vom DRK oder anderen Rettungdiensten sein. Mehr Erfahrungen erarbeiten sich die Neueinsteiger in kleineren Mentorengruppen und natürlich bei den Einsätzen.

„Wenn es um einfache Sachen geht, dann dürfen auch mal die neuen Schüler behandeln und wir gucken ihnen über die Schulter“, erklärt „Sani“ Philipp Eckinger. „Lerning by doing“ ist die Devise. Einmal im Jahr wird der Wissensstand überprüft und danach wird festgelegt, wer welche Kompetenzen hat. Ersthelfer sein heißt schließlich auch, zu wissen, wo die Grenzen sind.

So wie im Fall eines Schüler, der auf den Kopf gefallen war und schwere Bewusstseinsstörungen aufwies. Für Philipp Richter, der damals im Einsatz war, war sofort klar, jetzt muss der Notarzt her. „Wir sind keine Ärzte, alles hat Grenzen“. Auch rechtliche. Dazu gehört, dass die Ersthelfer keine Splitter aus Wunden ziehen dürfen.

Für Klaus, Hannah, Phillip und Philipp vom Vorstand ist es wichtig Menschen in Not helfen zu können, und hier Verantwortung zu übernehmen. Dafür nehmen sie in Kauf, dass Dienste und Organisation sie zeitlich ziemlich einbinden. Sie nehmen dafür aber auch etwas mit, sagt Philipp: „Man lernt mit verschiedenen Menschen in schwierigen Situationen umzugehen. Das stärkt auch das Selbstbewusstein.“

So erschienen auf der Website der Frankfurter Neuen Presse am 04.05.2018. http://www.fnp.de/lokales/hochtaunus/vordertaunus/Die-Sanis-von-der-Schulbank;art48711,2979225

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